Adipositaspatienten wünschen sich oft eine schnelle Gewichtsreduktion. Viele Therapeuten und Ärzte haben dies unterstützt, aber in den letzten Jahren gibt es zunehmend Kritik an diesem Ziel. Die Langzeitergebnisse sind enttäuschend, da kaum ein Patient das erreichte Gewicht halten kann. Zudem führen einige Maßnahmen zu Nebenwirkungen wie dem Jojo-Effekt oder Mangelerscheinungen und können Essstörungen verstärken.

Diese Probleme haben zu einem Umdenken in der Adipositastherapie geführt. Heute liegt der Fokus auf langfristiger Gewichtsstabilisierung und normalisiertem Essverhalten. Neue Behandlungsprogramme konzentrieren sich auf gestörtes Essverhalten und den Umgang mit Lebensmitteln. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Veränderung der Essgewohnheiten und des Genussverhaltens, da diese oft tief verwurzelt sind und eine große Rolle bei der Gewichtszunahme spielen. Psychoedukation und Beratungsgespräche helfen, neue Ernährungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen. Psychotherapie kann unterstützen, reicht aber allein nicht aus, um das Gewicht massiv zu reduzieren. Stattdessen steht eine langfristige Lebensstiländerung im Mittelpunkt.

Aversionstherapien gelten heute als veraltet und ethisch bedenklich. Der Fokus liegt auf Selbstmanagement, damit Patienten ihr Gewicht langfristig selbst kontrollieren können. Wichtige Elemente sind Selbstbeobachtung, Informationsvermittlung, Motivationsförderung, Stimuluskontrolle und Verhaltensanalyse. Zu den wichtigsten Verfahren zählen kognitive Umstrukturierung, Stressmanagement und soziales Kompetenztraining. Ergänzend sind soziale Unterstützung und Rückfallprophylaxe wichtig. Adipositas hat viele Ursachen, darunter genetische Disposition, falsche Ernährungsgewohnheiten und mangelnde Bewegung. Daher ist ein interdisziplinäres Vorgehen von Ärzten, Therapeuten und Ernährungsberatern notwendig. Die Kombination von Verhaltenstherapie, Ernährungsumstellung und Bewegungssteigerung gilt als der aktuelle Standard in der Adipositastherapie.